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Soja: Superfood und Klimakiller?
Das schauen wir uns genauer an!

Soja – von den einen als wertvoller Eiweißlieferant heißbegehrt und von den anderen als zwangsläufig genmanipulierter Klimakiller gebrandmarkt – steht häufig im Zentrum hitziger Diskussionen. Tatsächlich sind Eiweißpflanzen, wie Soja oder andere Hülsenfrüchte, längst nicht mehr vom globalen Ernährungsplan wegzudenken: ob direkt für den menschlichen Verzehr verarbeitet oder indirekt als Futtermittel für Nutztiere. Das ist in Europa so, aber auch auf anderen Kontinenten.

Die globalen Herausforderungen sind zweifellos groß und einfache Antworten im schwarz-weiß-Muster schwer. Die Lösung kann aber auch im Trend zur Regionalität liegen. Hier wollen wir gängige Vorbehalte gegenüber der streitbaren Bohne hinterfragen und aufzeigen, welche Strategien Österreich und Europa verfolgen.

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Trotz seiner weitgehend kleinstrukturierten Landwirtschaft ist Österreich mit über 240.000 Tonnen der viertgrößte Soja-Produzent in der EU. Aufgrund des milden Klimas fühlen sich die Pflanzen in den klassischen "Mais-Regionen" besonders wohl.

Was ist den Menschen beim Einkauf wichtig?

In Österreich werden die geernteten Sojabohnen zu ca. gleichen Teilen als Lebensmittel und Tierfutter verwendet. 

Weltweit kommt allerdings nur etwa ein Fünftel der Ernte als Lebensmittel auf den Markt. Der überwiegende Teil wird zu Schrot verarbeitet und als Tierfutter eingesetzt.

Was ist den Menschen beim Einkauf wichtig?

2019 haben die heimischen Landwirtinnen und Landwirte erstmals über 200.000 t Soja geerntet. 2020 waren es sogar über 202.500t. Seit 2005 hat sich die Produktion somit mehr als verdreifacht.

Auch weltweit sind die Produktionsmengen stark angestiegen. Das liegt vor allem am wachsenden Fleischkonsum.

Was ist den Menschen beim Einkauf wichtig?

Mehr als 80 % der globalen Soja-Ernte stammen aus den USA, Brasilien und Argentinien. Der Anteil der EU lag 2022 lediglich bei 2 %. Da der Bedarf stetig steigt, ist sie somit von Eiweißimporten abhängig.

Größte Produzenten weltweit

Sojaanbau in Zahlen

Trotz seiner weitgehend kleinstrukturierten Landwirtschaft ist Österreich mit über 240.000 Tonnen der viertgrößte Soja-Produzent in der EU. Aufgrund des milden Klimas fühlen sich die Pflanzen in den klassischen "Mais-Regionen" besonders wohl .

Größte Soja-Produzenten in der EU

© BMLRT/Zenz

In Österreich werden die geernteten Sojabohnen zu ca. gleichen Teilen als Lebensmittel und Tierfutter verwendet. 

Weltweit kommt allerdings nur etwa ein Fünftel der Ernte als Lebensmittel auf den Markt. Der überwiegende Teil wird zu Schrot verarbeitet und als Tierfutter eingesetzt

Verwendung von Soja

© BMLRT/Zenz

2019 haben die heimischen Landwirtinnen und Landwirte erstmals über 200.000 t Soja geerntet. 2020 waren es sogar über 202.000 t. Seit 2005 hat sich die Produktion somit mehr als verdreifacht.

Auch weltweit sind die Produktionsmengen stark angestiegen. Das liegt vor allem am wachsenden Fleischkonsum.

Entwicklung Sojaproduktion

© BMLRT/Zenz

Mehr als 80 % der globalen Soja-Ernte stammen aus den USA, Brasilien und Argentinien. Der Anteil der EU lag 2022 lediglich bei 2 %. Da der Bedarf stetig steigt, ist sie somit von Eiweißimporten abhängig  .

Größte Produzenten weltweit

© BMLRT/Zenz

Sojaanbau in Zahlen

Was genau ist eigentlich Soja?

Sojabohnen zählen botanisch, wie auch Ackerbohnen, Lupinen oder Erbsen und andere Hülsenfrüchte, zu den Eiweißpflanzen und sind ein wichtiger Baustein für eine nachhaltige Landwirtschaft. Sie sind reich an Proteinen, Mineral- und Ballaststoffen und kommen mit wärmeren Temperaturen zurecht. Darüber hinaus binden sie als Leguminose mithilfe von Knöllchenbakterien Stickstoff aus der Luft, machen ihn für andere Pflanzen verfügbar und tragen zu einer positiven Kohlenstoffbilanz bei. So wird weniger Stickstoff-Dünger benötigt. Außerdem enthalten sie wichtige Eiweißkomponenten für Menschen und Nutztiere.

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… aus Soja hauptsächlich Nahrungsmittel hergestellt werden?

Soja wird sowohl im Food- als auch im Non-Food-Bereich verwendet. Je nach Bedarf wird dabei die ganze Bohne, das Sojaprotein oder das Öl verarbeitet. Die Bohne wird häufig in der Lebensmittelproduktion eingesetzt. Das Protein findet Verwendung in Futtermitteln und Backzusätzen, aber auch bei der Herstellung von Sperrholzplatten. Sojaöl wird u. a. für Mayonnaise, Margarine und Kosmetik verwendet.

Als Lebensmittel wird Soja in verschiedensten Formen angeboten: als Drink oder Joghurt-Ersatz, als Edamame (gekochte, unreif geerntete Bohnen), Sojasprossen, Miso, Tofu oder Sojasauce. Als Futtermittel kommt es in Form von Sojaschrot zum Einsatz.  

… Soja gar nicht so gesund ist, wie es immer heißt?

Sojaeiweiß ist für den menschlichen Körper prinzipiell sehr gut verwertbar. Die darin enthaltenen Aminosäuren (die kleinsten Eiweißbausteine) lassen sich sehr gut aus der Nahrung herausspalten. Sojabohnen machen satt und enthalten viel Eisen, Kalium und Eiweiß. Sie versorgen den Körper mit allen acht essenziellen Aminosäuren. Außerdem kurbeln sie das Zellwachstum an und können damit quasi „verjüngend“ wirken.

Daneben enthalten Sojabohnen auch sogenannte Isoflavone. Das sind sekundäre Pflanzenstoffe, die wegen ihrer hormonellen Wirkung auch Phytoöstrogene genannt werden. Ihre Auswirkungen auf den menschlichen Körper sind noch nicht eindeutig und werden aktuell in Studien diskutiert.

Wie bei vielen anderen Lebensmitteln gibt es auch Menschen, die unter einer Soja-Allergie oder -Unverträglichkeit leiden und die Sojaprodukte daher meiden.  

Auch bei Sojaprodukten kommt es auf die Menge an. In Maßen verzehrt, können sie zu einer gesunden Ernährung beitragen.

… für den Anbau von Soja immer Regenwald abgeholzt werden muss?

Tatsächlich spielt die weltweite Sojanachfrage eine entscheidende Rolle beim Verschwinden des Regenwalds. Mehr als 80 % der globalen Ernte stammt aus nur drei Ländern: den USA, Brasilien und Argentinien.

Die weltweite Anbaufläche hat in den vergangenen 15 Jahren um mehr als ein Drittel zugenommen. Der überwiegende Teil der globalen Ernte wird zu Futtermitteln verarbeitet. Diese Entwicklung hängt stark mit dem weltweiten Fleischverbrauch zusammen, der sich global seit 1990 etwa verdoppelt hat. Hält dieser Trend an, führt dies unweigerlich zu einer Steigerung der benötigten Futtermittel-Anbauflächen.

Ein weiterer Faktor ist die weltweite Nachfrage nach Biotreibstoffen. Während Länder wie Österreich hierbei in erster Linie an nachhaltigen Ausgangsstoffen wie Schadholz forscht, setzen manche Länder auf Soja – mit unausweichlichen Folgen für den Flächenverbrauch.  


… Soja immer importiert wird?

Der Selbstversorgungsgrad an Sojabohnen ist in den letzten Jahren in Österreich trotz steigender Anbauflächen und Ertragsmengen gesunken, da der Bedarf gleichzeitig gestiegen ist. 2022 wurden in Österreich insgesamt (konventionell und biologisch) auf fast 93.000 Hektar rund 240.000 Tonnen Sojabohnen geerntet. Soja belegt somit in Österreich nach Mais, Weizen und Gerste mittlerweile den vierten Platz beim Anbau.

Nichtsdestoweniger sind Österreich und die EU weiterhin auf Importe aus Übersee angewiesen. Ziel ist es, diese Abhängigkeit zu verringern und den Selbstversorgungsgrad zu steigern. Dabei spielt Österreich eine treibende Rolle in der EU und gilt beim Anbau als Vorreiter in Europa. So ist Österreich bereits heute mengenmäßig der viertgrößte Sojaproduzent in der EU. Mit einer gezielten Eiweiß-Strategie soll der Sojaanbau noch weiter forciert werden.

… Sojabohnen und -produkte aus Österreich ein Nischenprodukt sind?

Die Heimat der Sojabohne ist Asien – in China ist sie bereits seit rund 5.000 Jahren bekannt. Aber auch in Österreich fühlt sich Soja schon länger heimisch: Der Pflanzenbaulehreprofessor Friedrich Haberlandt entdeckte die Sojabohne 1873 auf der Wiener Weltausstellung und nutzte die Samen aus China und Japan zur Kultivierung und Erforschung. Er regte den Anbau in vielen Teilen Europas an. War die Pflanze damals hierzulande noch sehr selten, findet man sie heute häufig auf unseren Feldern: Sie ist widerstandsfähig und trägt zur Bodenfruchtbarkeit bei.

Heute werden Konsumentinnen und Konsumenten, die regional erzeugte Sojaprodukte suchen, schnell fündig. Ein Blick auf das Etikett lohnt sich in jedem Fall, denn wer auf regionale Ware setzt, schont das Klima und bekommt auch Qualitätsware aus kontrolliertem Anbau.

… Sojaprodukte nicht natürlich und häufig genmanipuliert sind? 

In Lateinamerika stammen bereits mehr als zwei Drittel der Bohnen von gentechnisch veränderten Pflanzen – vor allem, um sie widerstandsfähiger zu machen und die Erträge zu steigern. In Österreich dürfen hingegen keine gentechnisch-veränderten Pflanzen angebaut werden – das gilt auch für Soja. Darüber hinaus unterliegt die Produktion den nationalen bzw. europäischen Pflanzenschutz- und Düngeverordnungen.

In Österreich weist das ARGE Gentechnik-frei-Siegel auf Produkte hin, die kontrolliert gentechnikfrei hergestellt sind. Bei Tierprodukten wird dabei auch der gesamte Produktionsprozess der Futtermittel und ihrer Zutaten kontrolliert. Auch bei Lebensmitteln wird entlang der Wertschöpfungskette kontrolliert. Ganze Branchen, wie z. B. die Milch-, Eier- und Hühnerfleischproduktion, haben sich mittlerweile auf gentechnikfreie Fütterung geeinigt.

Österreich ist europäischer Spitzenreiter bei der Produktion und Verarbeitung von gentechnikfreiem Lebensmittel-Soja (rd. 50 %). Auch der Bio-Soja-Anteil ist mit rund 35 % so hoch wie in keinem anderen europäischen Land.

Stimmt es, dass...

Steigerung des Selbstversorgungsgrads: die Eiweiß-Strategie

Die EU ist von Eiweißimporten abhängig – diese kommen zum überwiegenden Teil aus Brasilien, Argentinien und den USA. Der Selbstversorgungsgrad in der EU liegt bei nur etwa 5 %. Deshalb initiierte Bundesministerin Elisabeth Köstinger 2018 anlässlich der EU-Eiweißkonferenz die österreichische Eiweißstrategie. Ein höherer Selbstversorgungsgrad reduziert die Importabhängigkeit und macht uns unabhängiger von globalen Märkten. Durch kürzere Transportwege wird außerdem der CO2-Ausstoß gesenkt und das Klima geschützt. So profitieren die Umwelt, die Konsumentinnen und Konsumenten sowie die Landwirtschaft.

Bedeutung von Eiweißpflanzen

Für eine nachhaltige, gentechnikfreie und regionale Eiweißversorgung setzen sich unter anderem die Organisationen „Donau Soja“ und "Soja aus Österreich" ein.

© freepik/jcomp